Pfeil nach links Pfeil nach rechts
Website wird geladen

Papier am Klimaprüfstand

Papier am Klimaprüfstand

Druckprodukte werden in der aktuellen Klimadiskussion oft als ressourcenverschwendend, abfallintensiv, umweltschädlich an den Pranger gestellt. Zu Unrecht?

Referenzbücher

Während Papierverpackungen als Alternative zum Kunststoff von KonsumentInnen positiv bewertet werden, stehen Druckprodukte wie Magazine, Bücher und Werbung in der öffentlichen Wahrnehmung zunehmend in der Kritik. Die Druck- und Papierbranche ist einem Rechtfertigungsdruck ausgesetzt, – obwohl die Datenlage eine andere Sprache spricht:

Der CO2-Fußabdruck, den die Druckindustrie mit ihren Produkten hinterlässt, ist ausgesprochen klein. Das belegte zuletzt der deutsche Bundesverband Druck und Medien (bvdm). Er untersuchte über 100.000 Klimabilanzen aus Druckereien für verschiedene Druckaufträge aus allen gängigen Druckverfahren, bildete einen Durchschnitt und versah ihn mit einem großzügigen Sicherheitsaufschlag. Das Ergebnis: Pro bedruckter Tonne Papier entstehen knapp 2 Tonnen CO2. Diesen Wert multiplizierte der bvdm mit der Gesamtmenge des jährlich in Verkehr gebrachten Papiers und setzte diese Zahlen ins Verhältnis zur CO2-Bilanz eines deutschen Bürgers mit derzeit 7,9 Tonnen CO2 pro Kopf im Jahr. Der Anteil der Druck-Erzeugnisse liegt dabei unter einem Prozent!

CO2 je Lesestunde

Nehmen wir ein Magazin. Es wiegt in etwa 300 Gramm. Somit ergibt sich ein Durchschnittswert von rund 600 Gramm CO2 je Heft. Das ist wenig im Vergleich zu alltäglichen Konsumgütern:

Printmagazin, 300g/m2:0,60 kg CO2
Heiße Dusche, pro Minute:  1,00 kg
1 Steak, 250 Gramm:3,3 kg
1 Mischbrot:0,75 kg
1 Stück Butter:  6,0 kg
1 Stunde Videokonferenz:  0,62 kg
1 Tafel Schokolade:0,35 kg
1 km Mittelklassewagen:0,20 kg
Rose aus Holland:2,9 kg/Stk.
Hotelübernachtung, 3*:   16,9 kg p. P.
Hotelübernachtung, 5*:47,6 kg p. P.
Hauskatze:1,0 kg/Tag
mittelgroßer Hund:2,7 kg/Tag
Mensch in Deutschland:21,6 kg/Tag

 

Die Bilanz sieht für ein Magazin sogar noch besser aus, vergleicht man die Nutzung mit einem digitalen Medium, denn beim Lesen eines Printproduktes entstehen keine weiteren Emissionen. Lesen drei Personen aus einem Unternehmen jeweils eine Stunde in diesem Magazin, sinkt der Wert sogar auf 200 Gramm CO2 pro Nutzungsstunde. Das ist dreimal weniger als eine Stunde Videokonferenz, vierzehnmal weniger als eine einzige Rose aus den Niederlanden und entspricht ungefähr der Menge CO2, die ein Mittelklassewagen pro Kilometer emittiert. Und reduziert sich weiter mit jeder weiteren Leseminute. Je attraktiver die Publikation also gestaltet ist, desto länger ist die Lesedauer und dadurch geringer die Klimabelastung je Lesestunde. Das Lesen von gedruckten Publikationen ist also im Vergleich eine klimaschonende Angelegenheit, – sofern es gelesen wird.

Papierfresser Verpackung

Doch wie sieht es mit dem Papierverbrauch durch Druckprodukte aus? Betrachten wir den weltweiten Papierkonsum ausgewählter Länder im Jahr 2018 pro Person:

Deutschland242 kg
EU-Durchschnitt160 kg
USA216 kg
China79 kg
Indien15 kg

                                        

Der im internationalen Vergleich hohe Papierbedarf in Deutschland hängt vor allem an der exportstarken deutschen Wirtschaft, die Papier, Karton und Pappe für Transport- und Produktverpackungen benötigt – und natürlich am Online-Handel.

Das unterstreicht auch das bifa Umweltinstitut, wonach in Deutschland 2019 rechnerisch 18,9 Millionen Tonnen Papier eingesetzt wurden, die sich wie folgt aufteilten:

Verpackungspapiere51 %
Grafische Papiere36 %
Hygienepapiere8 %
Spezialpapiere5 %

                   

Werbung für die Tonne?

Weiters landen nach der papierkritischen Initiative „Letzte Werbung“ von dem eingesetzten Papier rund 14 kg an adressierter Werbesendung und 43 kg unadressierte Werbung und kostenlose Zeitungen in unseren Briefkästen. Laut Destatis entspricht das einer Abfallquote von lediglich 1,5 % bzw. 4,7 % am gesamten Haushaltsabfall.

Wie viel Wald steckt im Papier?

Der Wald ist ein kritischer Punkt in der Ressourcen-Diskussion. Laut bifa Umweltinstitut werden 51 % der weltweiten Rohholzgewinnung überwiegend kommerziell für Möbel, Fußbeläge, Gebäude und Papierprodukte verwendet – in Letztere fließen 14–19 % der globalen Holzentnahme, wobei auch Sägewerkabfälle für die Zellstoffgewinnung verwertet werden.

Gleichzeitig ist Papierrecycling ein Paradebeispiel für eine grundsätzlich funktionierende Kreislaufwirtschaft, die den Wald durch Kaskadennutzung entlastet. In Deutschland liegt die Altpapiereinsatzquote bei rund 80 %. Daher ist nicht frisches Holz, wie oft angenommen, die primäre Faserquelle in der Papierproduktion, sondern Altpapier. Zum Vergleich: Der Anteil an recyceltem Plastik in Kunststoffverpackungen in Deutschland liegt bei 5,8 %. Gleichzeitig sollten wir Frischfaserpapiere nicht als ökologisch schlechten Konkurrenten von Recyclingpapier betrachten. Vielmehr sind beide Papiersorten unterschiedliche Generationen ein und derselben Materialfamilie.

Achtung Feinstaub!

Und was passiert mit der anderen Hälfte der globalen Rohholzgewinnung? Die erschreckende Antwort lautet: 49 % des weltweit geschlagenen Holzes wird verbrannt. Mit extremen Folgen für die Umwelt, denn Ruß-Emissionen absorbieren Sonnenlicht und heizen somit die Erdatmosphäre auf. Sie sind nach Kohlenstoffdioxid der größte Stimulus für den Klimawandel. Laut Umweltbundesamt übersteigen die Feinstaubemissionen aus der Holzverbrennung die Auspuffemissionen von Lkw und Pkw bei Weitem. Es steht also nicht gut um unsere grüne Lunge. Die Papierindustrie hat jedoch einen deutlich kleineren Anteil an der Waldnutzung, als es in der Öffentlichkeit dargestellt und wahrgenommen wird.

Wert schafft Nachhaltigkeit

Vielleicht wird Gedrucktes auch deshalb als Verschwendung wahrgenommen, weil es als solches im Alltag unmittelbar sichtbar ist. Wenn ein Mailing oder ein unadressiertes Gratisblatt nach wenigen Sekunden im Abfall landet, dann ist das keine gute Propaganda für ein Medium, das wir als nachhaltig proklamieren. Neben den umweltschonenden Produktionsfaktoren, deren künftige Standards die Öko-Pioniere unserer Branche schon heute definieren, müssen wir Nachhaltigkeit gemeinsam mit Kunden ganzheitlich denken und erfolgreiche Produkte in die Welt bringen, deren Wert Rezipienten zu schätzen wissen.

Hanf statt Holz

Bei all den positiven Zahlen hat die Druckindustrie aber durchaus auch noch Luft nach oben. Cradle to Cradle-zertifizierte Druckprodukte sind hier sicher ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Auch ein Umdenken in Richtung Holz-Alternative als Rohstoff wäre durchaus begrüßenswert. Bis 1883 bestanden z. B. zwischen 75 und 90 % des weltweit produzierten Papiers aus Hanffasern. Und ein Hanffeld ist vier bis fünfmal so ergiebig wie ein Wald in gleicher Größe, – von dem wir in Zukunft jeden Meter für unser Klima brauchen werden.

Sie können uns jederzeit Ihre Fragen und Anliegen per E-Mail senden. Wir freuen uns von Ihnen zu lesen!
office@gugler.at
Wir haben zu den Geschäftszeiten immer ein offenes Ohr für Sie. Wir freuen uns von Ihnen zu hören!
+43 2752 500 50-0